Gestern am frühen morgen führten die cops eine Hausdurchsuchung im anarcha-queerfeministischen Hausprojekt L34 (Liebigstraße 34) in Friedrichshain durch. Wir sind solidarisch mit den Bewohner*innen im Kampf um ihr von einer Räumung bedrohtes Haus und gegen die Polizeigewalt im Nordkiez. Deshalb veröffentlichen wir hier die Stellungnahme der L34 die ursprünglich auf Indymedia erschienen ist. Weiter unten findet ihr zusätzlich noch das Video von Leftvision zur Hausdurchsuchung.
Gerazzt. Radikal. Motiviert.
Samstag 20.07.2019 Friedrichshainer Nordkiez:
Heute morgen haben die Bullen des LKA 5.21 unter der Einsatzleitung Kranich die Liebig34 gerazzt. Ungewöhnlich war der Samstag, ungewöhnlich die Zusammenwürfelung von Einheiten aus verschiedenen Direktionen. Neu waren ein paar Zivifressen, nicht neu: die Repression.
Anlass dieser Razzia waren wohl Steinwürfe aus dem Haus während der letzten Wochen. Nachdem die Cops das letzte Mal heute morgen gegen 2.30 Uhr Steine vom Dorfplatz einsammelten, besorgten sie sich eine richterliche Anordnung zur Durchsuchung der Liebig34. Sie erlangten einen Durchsuchungsbeschluss für einen Teil unseres Hauses und kehrten gegen 6.30 Uhr zurück. Sie kamen über den Hinterhof und die Vordertür, zersägten Türen und Barris, hebelten diese auf und verschafften sich so gewaltsam Zutritt zu unserem Projekt. Eine Anwältin war schnell vor Ort und konnte den Vorgang beobachten und bezeugen. Insgesamt waren die Bullen etwa drei Stunden im Haus, durchsuchten offiziell und intensiv drei zusammenhängende Räume und den Dachboden. Nebenher schnüffelten sie in nicht abgeschlossenen Privatzimmern herum, rissen Poster von den Wänden, warfen Möbel um, schnitten Internetkabel durch und zerstörten Fenster. Während der Durchsuchung dokumentierten sie ausführlich die Innenansicht und den Aufbau unseres Hauses. In dem offiziell zur Durchsuchung genehmigten Teil des Hauses sammelten sie reichlich DNA und und Fingerabdrücke von Alltagsgegenständen. Außerdem konfiszierten sie einige Dinge aus diesen Räumen wie z. B.: Zigarettenstummel, Steine, Pfandflaschen, Internetswitches, Wandfarbe und Kleidung. Sie suchten keinen Kontakt zu den Menschen im Haus und nahmen auch keine Personalien auf.
Währenddessen und direkt danach gab es Soli Aktionen: die Bullen wurden vom Dach der Liebig14 mit Feuerwerk abgeschossen, eine Wanne mit Steinen und Farbe eingedeckt, Barris brannten in der Rigaer Straße. Leute kamen und kommen noch immer unterstützend vorbei und wir reparieren gemeinsam unsere Türen.
Dieser morgen reiht sich ein in die sich zuspitzende Lage hier im Kiez: Unsere Wut wird größer und die Schikanen und Repressalien nehmen zu. Gemeinsam haben wir den Morgen gut überstanden, doch die großflächige DNA Aufnahme gibt uns zu denken. Sie reiht sich ein in eine anscheinend gewollte Normalisierung von DNA-Sammlungen und zeigt, dass die Bullen ihre Datenbänke füllen wollen. Auch zufällige Proben wie die von Kippenstummeln, benutzen Tassen, Leergut und Fensterrahmen sind für sie interessant. So werden alternative Lebensformen präventiv kriminalisiert und unter Generalverdacht gestellt. Es reicht also inzwischen aus in einem queer-feministischen Hausprojekt einen Kaffee zu trinken, um lebenslang in einer DNA-Datenbank zu landen ohne den konkreten Vorwurf einer sogenannten Straftat.
Unsere Antwort: Bildet Banden, mobilisiert eure Crew! Nur gemeinsam sind wir stark!
Werdet aktiv und wartet nicht auf einen TagX. Im Fall der Liebig34 begrüßen wir zentrale und dezentrale Aktionen aller Art. Diese haben uns in den letzten Monaten einige Male ein verschmitztes Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Wir beobachten eine Zunahme von radikaler und militanter Praxis, die sich implizit und explizit auf feministische Themen bezieht. Wir wünschen uns mehr davon!
Probs gehen an dieser Stelle raus an die Aktion einer FLINT*-Aktionsgruppe gegen die ASW letzte Woche.
Für laufende Infos zur 34 checkt: twitter @Liebig34Liebig und http://liebig34.blogsport.de/
Dates:
Heute, Samstag 20.07., 21.00 Uhr Dorfplatz
Morgen, Sonntag 21.07., 18.00 Uhr Kundgebung am Dorfplatz vor unserem Haus
Kommt vorbei! Falls ihr ausrangierte lange Internetkabel habt, bringt sie gerne mit, die Schweine haben unsre durchgeschnitten, wir werden uns aber nicht abschneiden lassen!
Who‘s Kiez? Our Kiez!
Euer 34-Kollektiv
Raided. Radical. Motivated.
Saturday 20.07.2019 Friedrichshainer Nordkiez:
This morning, the cops of the LKA 5.21 unit under the command of Kranich raided Liebig34. Unusual was the saturday, unusual the mix of units from different departments. New were a few civil cop faces, not new: the repression.
The reason for this raid was probably stones thrown from the house during the last few weeks. After the cops collected stones from the Dorfplatz around 2:30 this morning, they obtained a court order and search warrant to search part of our house and returned around 6:30 a.m.. They came through the backyard and the front door, sawed the doors and barris, picked them up and thus forcibly gained access to our project. A lawyer was quickly on the scene and was able to observe and testify. Altogether the cops were about three hours in the house, having searched officially and intensively three connected rooms and the attic. They also snooped around in unlocked private rooms, tore posters from the walls, knocked over furniture, cut internet cables and destroyed windows. During the search, they extensively documented the interior and structure of our house. In the officially searched part of the house they collected plenty of DNA and fingerprints from everyday objects. They also confiscated some items from these rooms, such as cigarette butts, stones, deposit bottles, internet switches, wall paint and clothes. They did not seek contact with the people in the house and did not record any personal data.
Meanwhile and immediately afterwards there were soli actions: the cops were shot from the roof of Liebig14 with fireworks, a cop car covered with stones and paint, barris burned in Rigaerstrasse. People came to support and are still supporting now, helping us to repair our doors together.
This morning joins into the sharpening situation here in the neighbourhood: our anger becomes bigger and the harassment and repression increases. Together we have survived the morning well, but the extensive DNA recording concerns us. It suggests an intention to normalize DNA recording and shows that the cops want to fill their databases. Collecting random samples such as those from cigarettte butts, cups, empty bottles and window frames, shows that even the most basic forms of daily alternative life are criminalised preventively and placed under general suspicion. So it is now enough to drink a cup of coffee in a queer-feminist house project and end up in a DNA database for life, without even a concrete accusation of a so-called crime.
Our answer: Form gangs and get your crew! Only together are we strong!
Become active and do not wait for a dayX. In the case of Liebig34 , we welcome both centralised and decentralised actions of all kinds. Over the past few months, they have put a mischievous smile on our faces. We are seeing an increase in radical and militant practices that implicitly and explicitly refer to feminist issues. We want more of it!
Probs to the action of a FLINT* action group against the ASW last week.
For current information on Liebig34 check: twitter @Liebig34Liebig and http://liebig34.blogsport.de/
Dates:
Today, Saturday 20.07., 9 pm,Dorfplatz
Tomorrow, Sunday 21.07., 6 pm,manifestation at Dorfplatz in front of our house
Come over! If you have discarded long internet cables, please bring them with you, the pigs have cut our cables, but we won’t be cut off!
Who’s Kiez? Our Kiez!
Love, Your 34 collective