„In Erwägung, daß da Häuser stehen während ihr uns ohne Bleibe laßt haben wir beschlossen, jetzt dort einzuziehen weil es uns in uns’ren Löchern nicht mehr paßt.“ (Bertolt Brecht – Resolution der Kommunarden)
Am 20. Mai diesen Jahres wurden in Berlin und Potsdam zehn Häuser besetzt. Trotz positiver Ressonanz der Nachbar*innen und in den Medien wurden noch am gleichen Tag alle Besetzungen durch die Bullen gewaltsam geräumt. Trotz vieler Versprechungen in Sachen Wohnungspolitik, lässt die „Links“regierung Häuser räumen und die Polizei Menschen verprügeln. Der Schutz des Eigentums zählte wieder mal mehr als das Recht auf Wohnen und die körperliche Unversehrheit von Menschen. Dabei waren die Besetzungen ohne Frage richtig und längst notwendig. So finden mehr als die Hälfte der Berliner*innen Besetzungen legitim. Raum zum Wohnen und Leben brauchen wir jedoch immer noch.
#besetzen zur Normalität werden lassen.
Darum nehmen wir ihn uns!
Wie die unzähligen Menschen in Spanien, Italien und Griechenland, die aufgrund sogenannter „Krisen“ keine legale Möglichkeit besitzen an Wohn- und Lebensraum zu kommen, während zigtausende Wohnungen leerstehen und sie sich diese einfach nehmen. Wie die Menschen mit Fluchterfahrung, die den ihnen zugewiesenen „Lebens“raum in abgeschotteten Lagern oder in der Obdachlosigkeit nicht länger akzeptieren wollen und sich leerstehende Häuser nehmen. Wie die Menschen in Halle, Aachen, Stuttgart und anderswo, die auf den Mangel an selbstverwalteten Räumen und verfügbarem Wohnraum mit der Aneignung von spekulativem Leerstand reagierten. Und wie all die obdachlosen Menschen, die sich tagtäglich aus der nackten Notwendigkeit heraus mit Zelten, Matratzen und Schlafsäcken den öffentlichen Raum aneignen und ihn nutzen.
Weg mit der Miete!
Anstatt Wohnen als Grundbedürfnis wie Wasser und Essen zu begreifen, wird Wohn- und Lebensraum zur Ware. Miete macht die Armen ärmer und die Reichen reicher. Der geringste Teil des Mietzinses fließt in den Erhalt der Häuser, der weitaus größere bedient Profit und Rendite der Eigentümer*innen und Inverstor*innen. Wenn Wohn- und Lebensraum auf der selben Ebene rangieren wie jede andere Investitionsmöglichkeit verkommen wir, Mieter*innen und Nutzer*innen, zu Nummern in nüchternen Kosten-Nutzen-Rechnungen. Es geht nicht mehr um Lebensrealitäten, sondern nur noch darum, ob wir für die Renditeerwartungen „unserer Eigentümer*innen“ ausreichend gewinnbringend sind. Sind wir es nicht mehr, bedeutet das für Immobilienkonzerne und Investor*innen nur eine kleine Änderung in einer Datenbank, während es für uns den Verlust unserer gewohnten Lebensexistenz bedeuten kann. Davon haben wir die Schnauze voll. Wir sind Menschen mit einem konkreten Lebensumfeld, sozialen Netzwerken und Bedürfnissen. Keine austauschbare Ware, die je nach Profitabilität hin und her geschoben werden kann.
Alle Häuser in Selbstverwaltung
Natürlich ist spekulativer Leerstand nicht das einzige Problem. Der gesamte kapitalistische Immobilienmarkt ist das Problem, der Profit über die Grundbedürfnisse von Menschen stellt. Deutsche Wohnen, Akelius, ADO, Immeo, BWO, Padovicz, Mähren, CG, GMRE, Citec & Co gehören entschädigungslos enteignet. Auch die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften, wie Stadt und Land, sind von „echten“ sozialen Wohnungsgesellschaften weit entfernt, sondern agieren – wenn auch abgemildert – nach der Logik von Profit und Wirtschaftlichkeit. Alle Häuser müssen in die genossenschaftliche oder gemeinschaftliche Selbstverwaltung ihrer Nutzer*innen und Bewohner*innen überführt werden. Lasst uns damit in den ungenutzten Räumen dieser Stadt beginnen und Besetzungen und Selbstverwaltung zur Normalität werden lassen. Wir brauchen eine Alternative zur Stadt der Reichen.
Darum #besetzen!
Besetzen ist für uns gleichbedeutend mit Öffnen. Wir öffnen die Räume und Möglichkeiten, die uns durch Kapital, Markt und Staat, oder konkret, durch Vermieter*innen, Hausverwaltungen und Polizei genommen werden. Besetzen bedeutet für uns keine Spaßveranstaltung oder Zeitvertreib. Wir besetzen, weil uns profitfreier Wohnraum und unkommerzielle Räume fehlen. Wir besetzen aus eigener Betroffenheit und Notwendigkeit. Wir besetzen auch, um Räume für alle zu öffnen. Und wir besetzen in der Hoffnung, dass diese Form der direkten Aktion massenhaft und von allen angewandt wird.
Besetzen ist kein Event, sondern eine Notwendigkeit.
Darum #besetzen. Diesen Herbst und immer. In Berlin und überall. Bis wir es nicht mehr müssen.
Für ein Leben ohne Eigentümer*innen!
Für ein Leben in Solidarität und Freiheit!