Redebeitrag der Hausprojektgruppe G17A für die Kundgebung am 18.10. — organisiert von der Initiative Recht auf Stadt Köln

Liebe Mitstreiter*innen, liebe Aktive der Initiative Recht auf Stadt Köln,

wir, die Besetzer*innen des Wohnraums in der Großbeerenstr.17A in Berlin-Kreuzberg, die Hausprojektgruppe 17a, schicken euch solidarische Grüße nach Köln und ein herzliches Danke Schön für eure Unterstützungen und Kundgebungen.

Wir haben am 8. September den langjährig leerstehenden Wohnraum in der Großbeerenstraße besetzt.
Es ist eine von vielen verschiedenen Aktivitäten — Hausversammlungen, Stadtteilpalaver,  Blockaden von Zwangsräumungen, Demonstrationen, Besetzungen —  die sich überall hier und weltweit gegen die Verwertung menschlicher Grundbedürfnisse richten, getragen von immer mehr Menschen und Initiativen, die ganz andere Vorstellungen von gesellschaftlicher Organisierung haben, als die der kapitalistischen Normalität.

Wohnen darf keine Ware sein — beenden wir Verdrängung und Spekulation überall!

 Wir haben den leerstehenden Wohnraum besetzt, nicht nur weil wir das Haus dem Spekulationsmarkt entziehen und gemeinschaftliches Wohnen organisieren wollen.
Nein, wir stellen mit der Besetzung auch die Eigentumsfrage.
Wir fordern die Übertragung des leerstehenden Wohnraums durch die Eigentümer an die Hausprojektgruppe G 17A.
Wir werden bezahlbares Wohnen für Menschen mit prekärem Hintergrund, wie etwa für geflüchtete Menschen ermöglichen.
Über die Nutzung des leerstehenden Gewerberaums soll in öffentlichen Stadtteilversammlungen beraten und entschieden werden.
Unsere Besetzung ist aber auch eine solidarische Erklärung an die Menschen, die nicht nur in unserer unmittelbaren Nachbarschaft Gentrifizierungsprozessen ausgesetzt sind und sich dagegen organisieren.

Gemeinsam vernetzen, diskutieren, handeln!

Die Eigentümerin der Großbeerenstr.17A, die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH, ist nur ein Player in dem Spekulationsgeschäft mit Wohnraum.
Es gibt andere, größere und „aggressivere“ Player. Dennoch ist die Aachener Teil dieses Spekulationsgeschäfts.
Sie und ihre Tochterfirmen besitzen, verwalten, bauen und entwickeln Immobilien. Ob auf Eigentumsbasis oder mit hochpreisigen Mietwohnungen.
Auch wenn sie sich selbst ein christliches und soziales Image anheftet, ihr Geschäftsmodell bleibt ein auf Gewinn basierendes Geschäftsmodells, innerhalb des der katholischen Kirche überhaupt.
Ein Geschäftsmodell, in das auch ihre sozialen Projekte, ihre Altersheime, Wohngruppen und Sozialwohnungen passen. Denn für diese Projekte fließen staatliche Fördergelder.

Die Aachener erklärt, einen Teil des Hauses der Großbeerenstraße 17a für ein soziales Projekt für wohnungslose Frauen herrichten zu wollen.
Das klingt aber in dem Moment unglaubwürdig, in dem der Leerstand des Hauses mit der Besetzung öffentlich gemacht wird, sie selbst für vier Jahre Leerstand verantwortlich sind und schon länger ein rechtlicher Konflikt mit der Bezirkspolitik und Bezirksverwaltung läuft.
In diesem Zusammenhang möchten wir erwähnen, dass die Aachener mit ihrem vielseitigen Geschäftsmodell z.B. 2016 einen Umsatz von 180 Mio. Euro bei einem Gewinn von 44 Mio. Euro machten.

Die Aachener besitzt über 24 000 Wohnungen und 2 300 Gewerbeeinheiten. Sollen sie doch sofort 10% ihrer Wohnungen zu bezahlbaren Konditionen wohnungslosen Menschen vermieten!

Dennoch ist das Problem nicht die Praxis der Aachener alleine, es ist ein systemisches Problem.
Überall werden unkommerzielle soziale Projekte verdrängt.
Sogenannte Trägerwohnungen mit Menschen mit prekärem Hintergrund werden zuhauf entmietet. Es fehlt an bezahlbaren Wohnraum für geflüchtete Menschen, für wohnungslose Menschen, für Menschen mit geringen Einkommen.

Schluss mit der Entmietung und Verdrängung der vielen unkommerziellen sozialen Projekten!
Leerstand beseitigen!
Her mit den sozialen Projekten und Trägerwohnungen jenseits eines Geschäftsmodells!
Alle Lager abschaffen! Sammelunterkünfte und Ankerzentren müssen mit sofortiger Wirkung geschlossen werden!

Hausprojektgruppe G17A